In der BZ vom 4. April ist zu lesen, dass sich die Bürger
aus Kappel und Horben nicht um den Infraschall aus den geplanten
Windenergieanlagen sorgen müssen, sondern wenn überhaupt um den
hörbaren Schall. Und der bleibt vermutlich im Rahmen der Grenzwerte.
Also alles halb so schlimm ?
Beim Lesen hat man den Eindruck, die Experten dienten mehr der
Beruhigung als der korrekten Information. Die Aussage des LUBW, "der
durch Windräder hervorgerufene Infraschall sei äußerst gering" (bei
480 m Abstand) steht in klarem Widerspruch zu Messungen unabhängiger
Fachleute. Die Bundesanstalt für Geologie und Rohstoffe hat z.B. in
ca. 2 km Entfernung von einem relativ kleinen Windrad mehr als 70 dB
gemessen - der Schalldruck einer lauten Autostrasse, auch wenn er
nicht hörbar ist. Die Infraschall-Publikation des LUBW aus 2016 ist
vielfach unzureichend, z.B. gibt es im entscheidenden Frequenzbereich
unter 8 Hz zu wenige und unklare Ergebnisse, es fehlen Messungen in
Gebäuden, die Ausbreitung des Infraschalls der Anlagen im Untergrund
wird nicht gründlich untersucht usw. Dennoch dient sie noch immer als
amtliche Faktenbasis.
Von einem Forschungsvorhaben des Umweltbundesamtes wird berichtet,
Testpersonen hätten einen Tag unter Infraschall-Einwirkung schadlos
überstanden. Solange nicht nachweislich pulshaltiger Infraschall
verwendet wird, wie ihn Windanlagen emittieren, helfen solche
Aussagen nicht bei der Einschätzung ihres Gesundheitsrisikos. Auch
der Infraschall der Meeresbrandung ist gefahrlos.
Bleibt der Hörschall. Nicht nur die Bürger aus Kappel und Horben,
sondern wir alle müssen uns Sorgen machen um überholte Grenzwerte des
Lärmschutzes. Seit Jahren wird die Aktualisierung der TA Lärm
gefordert und verzögert. Jetzt werden den Einwohnern nachts 45 dB
zugestanden, wenn sie im "Mischgebiet" wohnen, im "reinen Wohngebiet"
hätten sie Anspruch auf 35 dB, also nur ein Drittel des Schalldrucks.
Der Artikel zeigt, wie sich die Akteure des Windenergie-Ausbaus und
unzureichend informierte Politiker und Bürger mit den Risiken und
Nebenwirkungen der Windenergie arrangieren. Eine echte Energiewende
braucht das Vertrauen der Bürger und damit auch kompromisslose
Offenheit.
Im Namen der Schwarzwald Vernunftkraft e. V.
Prof. Dr. Werner Roos, Vorsitzender
Internet: www.vernunftkraft-schwarzwald.de.
April 2019