Leserbriefe

Februar 2020


Der Jubel um Rekorde

Die Erfolgsmeldungen zum Windstrom-Rekord von Sturmtief "Julia" (Einspeisung von 46,2 Gigawatt am 22. Februar) klingen wie Pfeifen im Walde. Denn Volks­wirt­schaft und Bürger haben davon nicht profitiert, im Gegenteil. Obwohl die konven­tionellen Kraftwerke entsprechend gedrosselt wurden, fand ein erheblicher Teil des Rekord-Stroms keine Abnehmer und wurde ins europäische Verbundnetz exportiert. Allerdings war der Börsenpreis zur Zeit von "Julia" oft negativ (nie­mand in Europa brauchte diesen Strom) und schlug mit einem Minus von ca. 2,8 Mio € zu Buche. Bisher haben die Stürme im Februar 76 Stunden mit negativem Strompreis ergeben, dafür wurden Zuzahlungen von ca. 22 Mio € geleistet. Auch für den nicht benötigten Strom wird eine EEG-Förderung fällig. Damit werden die Windstrom-Überschüsse allein im Februar volkswirtschaftliche Verluste in Höhe von etwa 300 Mio € einfahren (Daten: Verband der europäischen Netzbetreiber, entso-e).

Zählt man die Windstrom-Erträge aus mehreren Orkantiefs einfach zusammen, kommt man zu einem weiteren Rekord: in der letzten Woche stammten ca. 55 % des in Deutschland produzierten Stroms aus Windenergie (BZ, nach "Spiegel"). Auch dies ist kein Erfolg einer sinnvollen Energiewende, denn für die riesigen Lücken zwischen den Stürmen waren die konventionellen Kraftwerke unab­ding­bar, wie auch für die zu erwartenden Flauten im weiteren Jahr. Unser Land braucht nicht Stromerzeugung um jeden Preis (s.o.), sondern eine effiziente, am Bedarf orientierte Versorgung der Bürger und der Industrie. Kann man von Fraun­hofer-Instituten und dem "Spiegel" erwarten, dass sie auch im Rekordrausch die­sen Aspekt erwähnen ?

Wenig begeistert von den Spitzenleistungen der Windenergieanlagen waren die in ihrer Umgebung lebenden Bürger, die ein Maximum an akustischen Emissionen und dadurch verursachte Gesundheitsprobleme zu ertragen hatten. Das Infra­schall-Stress-Syndrom etwa reicht von schweren Schlafstörungen über Angst­zustände und Erschöpfung bis zur Störungen der Herzfunktionen. Nach Schät­zungen deutscher Praxisärzte, die auf eigenen Patienten-Daten beruhen, muss derzeit mit mindestens 180 000 Erkrankten gerechnet werden (Dr. Kaula, Deutsche Schutzgemeinschaft Schall).

Die Februar-Orkane haben erneut die Probleme des deutschen Windstroms frei­gelegt, insbesondere seine Unvereinbarkeit mit den Grundsätzen der Wirtschaft­lichkeit und sein hohes Gesundheitsrisiko. Wann werden genug Bürger erkennen, dass wir damit kein Vorbild für Europa und die Welt, sondern einen Klotz am Bein der Energiewende finanzieren ?

Prof. Dr. Werner Roos
25. 2. 2020


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